Auf ein Wort: Die Coronakrone

Liebe Gemeindemitglieder,

schwer trägt er, der Mann auf der Karikatur an „seiner Corona“ (lat. Krone) aus Sorgen. Die Frage des Therapeuten scheint ihn gar nicht zu erreichen. Viel zu voll sind seine Gedanken, viel zu schwer drückt ihn „seine Corona-Erkrankung“ im Kopf und lässt seinen Blick am Boden haften. Dabei mag er sich sicher nichts sehnlicher wünschen als Gesundheit.

Ja, die Gesundheit ist ein hohes Gut. Das merkt man vor allem, wenn sie einem fehlt. Auch einigen von unseren Gemeindemitgliedern fehlte und fehlt sie immer noch, ganz unabhängig von Corona. Man mag für den Mann auf der Karikatur aus vollem Herzen dem klugen Sprichwort zustimmen: „Gesundheit ist nicht alles – aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“

Andererseits kann unter der Überschrift „Hauptsache gesund!“ auch zu viel des Guten getan werden. Schon der Philosoph Platon hatte erkannt, dass das ständige Sorgen um die Gesundheit auch eine Krankheit sein kann. Gesundheit ist ein hohes Gut. Ganz klar! Jedoch das ständige Gedankenkreisen um eventuelle oder auch reale Möglichkeiten einer Erkrankung kann letztendlich zur Krankheit werden. Schaut man immer nur auf das Defizit, sieht man am Ende nur noch dies. Dabei wissen wir doch, dass sich Freude und seelische Ausgeglichenheit förderlich auf die Gesundheit des Körpers auswirken.

Diesen Zusammenhang spiegelt eindrücklich ein biblisches Wort wider: Meine Liebe/mein Lieber, ich wünsche dir, dass du gesund bist und dass es dir an Leib und Seele gut geht.* Also doch: „Hauptsache gesund!“?

Ja und nein! Allzu menschlich ist es, sich Sorgen zu machen, um die eigene Gesundheit und die seiner Lieben. Auch ich bin davon nicht frei! Manchmal geht es mir auch so wie dem Mann auf der Karikatur.

Aber wird mir das Sorgen zu viel und die Gedanken zu schwer, dann erinnere ich mich an die Antwort, die mir einst eine 90jährige, sehr kranke Frau gab, als ich sie bei meinem Besuch nach ihrem Befinden fragte: „Ach ja, Herr Pfarrer, wissen Sie, wenn ich das Schlechte (die Erkrankung) weglasse, dann geht‘s mir gut!“

Entlastend, stärkend und motivierend wirken diese Erinnerungen, wenn sich mein Sorgenkarussell allzu ängstlich um mein Wohlbefinden dreht. Auch weisen mich die Worte der alten Frau hin, mich vielmehr dankbar auf Gott zu besinnen. Er hat mir mein Leben geschenkt und erhält auch immer wieder meine Gesundheit.

Deshalb: Bevor wir das nächste Mal klagen wollen, die „Sorgen-Corona“ zu groß werden wie auf der Karikatur, können wir beginnen, einfach „das Schlechte“ wegzulassen. Erinnern wir uns vielmehr: Wir sind alle Gottes geliebte Kinder – und das auch und gerade dann, wenn wir krank sind.

In diesem Sinne, liebe Gemeindeglieder: Hauptsache gesund!

Herzlichst Ihr Pfr. Steffen Richter

                                                                                        *3. Joh 2, Basisbibel + Reinhard Ellsel

Endlich – wieder Live-Musik

Am letzten Maisonntag – noch unter coronalem Vorbehalt mit Mund-Nasen-Schutz und Abstand – war es dennoch endlich so weit: Musik und Wort erklangen in unserer bis zum letzten möglichen Platz gefüllten St. Stephanuskirche. „Aus Böhmens Hain und Flur“ war die Veranstaltung überschrieben.

Im Rahmen des „Kultursommers in Dorfkirchen“ unter Schirmherrschaft von Superintendent Andreas Berger aus Eisleben führten Prof. Andreas Hartmann (Violine), Dietrich Hagel (Violine und Viola), Sascha Werchau, (Violoncello) und KMD Thomas Ennenbach (Orgel) mit Werken von JAN DISMAS ZELENKA, JAN KŘTITEL VAŇHAL, JAN KŘTITEL KUCHAŘ und ANTONÍN DVOŘÁK durch die tschechische Musikgeschichte. Mit großer Profession, Spielfreude und Lust am Musizieren füllten die Musiker die Herzen ihrer Zuhörer, begleitet von Gebeten einer ökumenischen Andacht und kurzen Texten des Prager Theologen Tomáš Halík.

Der beschwingte Abschluss durch DVOŘÁKs Bagatellen für 2 Violinen, Violoncello und Harmonium op. 47 inspirierte alle (Musiker wie Zuhörer)zu besondere Freude und Gelöstheit, erfuhren Bestärkung und Zuversicht, bald die kulturelle „Corona-Dürre-Zeit“ überstanden zu haben. Gott sei Dank!

Kultursommer in Dorfkirchen 2021

Konzert in Helbra

Es braucht jetzt viel Glauben

Langsam geht uns die Puste aus. Schon ein Jahr erleiden wir Corona, mit Beschränkungen, mit Angst und müssen so viel Kraft aufwenden, um den Kopf irgendwie oben zu behalten. Es ist schon das zweite Osterfest, von dem gegen den Augenschein gesagt werden muss, dass es „nicht abgesagt“ ist. Wir hätten es anders gebraucht!

Nun treten wir in die letzte Woche vor Ostern ein. Angesagt ist ein „harter Lockdown“ von Gründonnerstag bis Ostermontag. Da gehen Feierlaune und jede Vorfreude verloren!

Kein Licht mehr am Ende des Tunnels? – Momentan sehe ich keins! Aber heißt das, dass es das nicht mehr gibt? Glaube ich denn nur, was ich sehe? Kann ich nur auf das hoffen, was sich bereits andeutet?

Das wäre nur ein kleiner Glaube. Der ist ja leicht. Da braucht es nicht viel Kraft, den Kopf oben zu behalten. Anders der große Glaube, von dem die Bibel und die Kirche erzählen. Da gibt es vor der großen Erhebung aus der tiefen Not keinen Lichtblick, keinen Silberstreif, sondern nur einen immer weiter gehenden Abstieg. Als Jesus verhaftet und zum Tode verurteilt wird, haben selbst die Jünger nicht genug geglaubt und alle Hoffnung weggeworfen.

Aber das war bekanntlich nicht das Ende. Ostern kam doch. Später als erwartet, aber der Durchbruch kam. Das Leben und die Freude werden wieder kommen, auch wenn man davon noch nichts sehen kann.        Pfarrer J.-H. Witzel, Helfta

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Querdenker…!?

Vielerorts hört man: Querdenker! Spätestens seit den aktuellen Coronatagen ist dieses Wort in Politik und Medien zum Schimpfwort geworden – auch durch manches inakzeptable Handeln und Reden dieser sogenannten Denker selbst verursacht.

Dabei beschreibt ‚querdenken‘ zunächst eine positive Charaktereigenschaft: Hinterfragen, eigenständig Denken gegen den Zeitgeist. Sich ein eigenes Bild machen gegen den breiten Strom der Meinungen und Vorgaben. Und was wäre aus der friedlichen Revolution 1989 in der DDR geworden, wenn wir damals (und viele Jahre zuvor) nicht quergedacht und danach gehandelt hätten?

Natürlich erlebt sich ein Querdenker missverstanden, unakzeptiert. Sieht sich schnell, Vorwürfen und Maßreglungen ausgesetzt, deren Denkvorgaben und ideologischen Glaubenslinien er nicht folgt. Zweifelt am vielstimmigen Mainstream und findet sich oft isoliert wieder.

War der Apostel Thomas auch so ein Querdenker? „Wenn ich nicht die Wundmale [Jesu] mit eigenen Augen sehe und mit meinen Händen fühle, glaub‘ ich‘s nicht!“ Also doch!

Thomas erscheint entgegen den prominenteren Petrus, Jakobus oder Johannes eher unscheinbar. Ist er wohl einer von Zwillingen, mag er doch ein Einzelgänger gewesen sein. Einer, der sich seinen eigenen Reim auf die dramatischen Ereignisse des Karfreitags machen wollte. Brauchte er für sich Zeit, um das Ganze zu verarbeiten?

Als er zurückkehrt, stürmen die anderen Jünger förmlich auf ihn ein: „Mensch Thomas, wo hast du gesteckt? Der Herr ist uns erschienen. Wir haben ihn gesehen.“

Thomas bleibt skeptisch. Er traut der Sache nicht. Hatte er doch in jüngster Vergangenheit z.B. vom A-Promi Petrus ganz andere Töne gehört: Er wolle Jesus bin in den Tod folgen. Und nun steht er vor ihm und redet auf ihn ein. Ein Zweifler, der Thomas? Ja! Aber gleich ein Querdenker?

Haben wir nicht alle Momente, in denen wir zweifeln, z.B. an den politischen Verlautbarungen zu den Coronamaßnahmen oder an den Beurteilungen anderer? Ja klar! Und dennoch ist dies kein Grund zu „ver-zweifeln“. Ist es doch nur eine Beschreibung von Wirklichkeit neben anderen, eine Meinung neben anderen. Manchmal ist es nicht leicht, dem Zeitgeist entgegenzudenken.

Thomas steht so als Sinnbild für uns, steht als Modell für uns Nachgeborenen. Wir, die wir mit der Verheißung: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“ umgehen müssen. Wir, die wir nicht (mehr) sehen (können), und doch glauben!?

So lade ich Sie ein, den Spuren des andersdenkenden Thomas im Johannes-Evangelium Kap. 20, Verse 24-29 zu folgen. Dort werden sie einem begegnen, der zu den engsten Vertrauten Jesu gehörte – ohne A-Promi gewesen zu sein. Einer, der sich trotzdem den Luxus erlaubte zu Zweifeln; Querzudenken auch gegen den Vorwurf, nicht ungläubig zu sein, sondern gläubig.

Schlussendlich steht Thomas für uns auch als Nachfolgende mit seinem Tasten und Suchen, als ein neu Sehender und Fühlender nach dem Allernähesten und Intimsten, den offenen Wunden Jesu. Und ebenso für uns würde er sagen: Einige Dinge muss man glauben, um sie sehen zu können. Nämlich Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Herzlichst Ihr Pfr. Steffen Richter