2012-02 „Was gibt’s Neues, Herr Pastor?“
So fragt man die „holde Geistlichkeit“, wenn man sie lange nicht getroffen hat. Nun, so neu ist das, was ich Ihnen erzähle, nun auch wieder nicht.
Rückblick, 2011: Unser erstes Jahr im Kirchengemeindeverband liegt hinter uns. In schon geübter Tradition feierten wir unsere Gemeinschaft untereinander und unser Zusammensein mit Gott. Einige Streiflichter seien uns in Erinnerung gerufen: Adventsgottesdienst in Kreisfeld, Osterfeuer in Wimmelburg, ergreifender Ostergottesdienst in Kreisfeld, Abendgottesdienst und Sommerfest in Helbra, Erntedankfest in Wimmelburg. Besonders freuen können wir uns an der Restauration der Orgel in Kreisfeld und in Benndorf. Zudem gelang es uns, in einer großen solidarischen Aktion den Verlust der zugesagten Gelder der Kommune Helbra auszugleichen, die zur dringend notwendigen Stein- und Mauerwerksrestauration am Kirchturm der St. Stephanus Kirche benötigt werden. Diese Mittel wurden uns (bisher – aber beglaubigte Zusage ist eine Zusage) durch politische Tricks verweigert. Aber mit der Losung aus 2. Kor.12, 9: „Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ blicken wir mit gestärktem Rücken auf das Jahr 2012.
Was für eine Power ist hier gemeint? Ist darunter eine sichtbare Muskelkraft zu verstehen, die so manchen Politmafiosi am Kragen packt und über den sprichwörtlichen Jordan befördert? Ist vielleicht eine schier unbändige Energie gemeint, die uns antreibt, über Grenzen hinauszugehen? Oder ist da ein stiller, unscheinbarer und dennoch aufstrebender Mut angesprochen, der uns befähigt standzuhalten, auch wenn es schwer und aussichtslos erscheint? Auch für die kommenden Herausforderungen brauchen wir viel Kraft – aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Der Apostel Paulus hatte am eigenen Leib erfahren, dass er genügend Power aus seinem Vertrauen und Hoffen auf die Kraft, die von Jesus, dem Christus, ausgeht, ziehen kann. Er sagte einmal: „Ich vermag alles durch den, der mich kräftig macht.“ Damit räumte Paulus allerdings auch ein, dass er aus eigener Kraft heraus nicht weit kommen würde. Wie gerne wäre er gesünder und kräftiger gewesen. Doch sein Leben war anders.
Unser Leben ist anders. Reinhard Ellsel sagt: „Es ist kein Kinderspiel und hält mitunter Herausforderungen bereit, die über unsere Kräfte gehen. Aber gerade wegen dieser Überforderungen ist Gott Mensch geworden, mitten in unsere Grenzen und Schwächen hinein. Für all unsere Unvollkommenheiten ist er am Kreuz gestorben – und nach drei Tagen von den Toten auferstanden. Seine Kraft ist nicht totzukriegen.“
Und so gibt Jesus uns Mut, immer wieder aufzustehen. Er stärkt uns den Rücken, mit einer Krankheit zu leben. Er stärkt uns den Rücken, unser „Kreuz“ – im doppelten Sinn des Wortes – anzunehmen. Er stärkt uns den Rücken, mit unseren Grenzen und den politischen Gegebenheiten – hoffentlich – entspannt umzugehen. Denn wir wissen es doch, was Jesus, der Christus, spricht:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Mit dieser Ermutigung frage ich Sie: Gibt’s denn was Neues, liebe Gemeinde?
Herzlichst Ihr Pfr. S. Richter