Die Augen Gottes
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Können wir Gott ins Angesicht sehen? – Die Antwort der Theologen ist, typisch für sie: Nein und Ja! Und wenn, dann nicht so wie man denkt!
Ungläubige unterstellen Christen ja oft, sie würden an einen Gott glauben können, den man sehen kann. Aber die Bibel selbst sagt zusammenfassend: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh. 1,18, 1 Joh. 4,12, vgl. 1. Tim 6,16). Schon im ersten Gebot heißt es auch: „Du sollst Dir kein Bildnis machen“. Und selbst dem Mose, der auf dem Berg von Gott selbst die Gebotstafeln ausgehändigt bekommen haben soll, wird gesagt: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht“ (2. Mose 33,20). Es wäre eine Überdosis an Licht und Herrlichkeit!
Jedem von uns würde es genauso ergehen. Wir würden geblendet! Der Bibel nach tritt Gott mit den Menschen nie mit direktem Blick in Kontakt. Er begegnet uns vermittelt, in Worten und Zeichen, oder durch Vermittler. Darum sind Mose und die Propheten und deren Gebote und Worte so wichtig. Seit der Geburt, dem Leiden und Sterben Jesu und seinem Auferstehen kommt für uns Christen dazu, dass wir in Jesus „Gott sehen“. Der sagt selber von sich: „Wer mich sieht, sieht meinen Vater“ (Joh 9,14). Insofern ist es also doch zutreffend zu sagen: Wir können Gott sehen – in Jesus…
In Psalm 25,15 heißt es wiederum „Meine Augen sehen stets auf den Herren“. Müsste ich da nicht wie die junge Frau auf dem Bild die Hand schützend vor meine Augen halten? Wie kann ich denn schauen bei so viel Licht?
Mich führt die Frage nach den Augen Gottes, die ich einerseits suche und andererseits meide, in das Geheimnis der Passion Jesu. Von Weihnachten wissen wir noch: Gott wurde Mensch um das Licht in die Finsternis auf unserer Erde zu bringen. Aber die Finsternis wollte das Licht nicht an-nehmen und darum musste Jesus so viel leiden (Joh 1). – Erst seine Passion und Auferstehung machten es, dass wir in Jesus den Heiland, das Licht der Welt, Gottes Herrlichkeit sehen können, ohne geblendet zu werden. Jesu Passion erzählt uns, dass Gottes Angesicht doch nicht mehr zu fürchten ist, da es sich selbst, in seinem Gegenteil verhüllt, unter uns zeigt. Jesus stellt sich an die Seite der Kranken, der Sünder, der Hungernden und Dürstenden, der Kranken und Gefangenen und will dort gefunden werden. Da bringt er Heil und Leben. Wer ihm begegnen will, muss wohl dorthin gehen! Da kann man sein Angesicht sehen, ohne sich die Augen zu verbrennen.
Pfr. Johann-Hinrich Witzel